Die Welt mit anderen Augen sehen: Vom Ergreifen einer großen Chance

Eröffnung der Ausstellung Frauen – Bilder aus Afghanistan am 24. November 2017

Von Mechthild Geyer

 

Einfach war es nicht, aber es hat sich eindeutig gelohnt: Am Abend des 24. November bekamen 70 Gäste des AKIS-Beratungszentrums einen tiefen Einblick in das Leben und Leiden von Frauen in Afghanistan. Die afghanische Malerin Elham Tajik porträtiert unerschrocken die vielen Formen von Gewalt an Frauen – physisch wie strukturell. Öl auf Leinwand heißt die universelle Sprache der 22-Jährigen.

Ihre Bilder wurden ab diesem Vernissage-Abend bis zum 30. November unter dem Titel Frauen – Bilder aus Afghanistan in den Räumen des AKIS Beratungs- und Integrationszentrums im 6. Wiener Gemeindebezirk gezeigt. Ehrfürchtig und erschüttert ließen die Frauen und Männer während der Vernissage das Gesehene und Gesagte auf sich wirken. Unfassbar erschien vielen, dass diese Bilder die Wirklichkeit von Frauen im 21. Jahrhundert abbilden.

Dennoch ist es wahr: Die afghanische Rechtsanwältin Nabila Naseri Naebkhel gab mit erstickter Stimme Auskunft über ihren Kampf für Frauenrechte, den sie bis 2015 in Afghanistan geführt hat. Nichts habe sich bewegt, schloss sie. Das Zuhause sei für die meisten afghanischen Frauen ein Gefängnis, häusliche Gewalt an der Tagesordnung. Mag. Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF), bestätigte den erschreckenden Bericht von Naseri Naebkhel: Auch in Österreich und überall auf der Welt würden Frauen gequält und unterdrückt. Allein in Österreich, so die Expertin, erlebt jede fünfte Frau massive sexuelle Gewalt. Mit Ghousuddin Mir, Obmann des Vereins AKIS, und Markus Rumelhart, Bezirksvorsteher von Mariahilf, taten auch zwei männliche Redner ihre Solidarität mit Frauen kund. Vorgestellt wurden sie zweisprachig auf Dari und Deutsch von der Moderatorin Mechthild Geyer.

Die Bilder von Tajik zeigen nicht nur die Gipfel der Eskalation wie eine Steinigung. Sie zeigen auch eine Frau, von der Betrachterin abgewandt, Burka tragend, ein Kind auf den Armen, um sie herum schroffe, felsige Abgründe. Sie zeigen eine Geste des Erduldens, des Ertragens, der Resignation vielleicht. Sie zeigen den Krieg und das Verstummen angesichts seiner Schrecken.

Aiko Kazuko Kurosaki, Obfrau des Vereins One Billion Rising Austria (OBRA), dagegen fand Worte für das an diesem Abend Erlebte. Kunst, fasste sie das Gesehene zusammen, sei ein wichtiges Medium, um erfahrene Gewalt zu kommunizieren, sie öffne viele Türen. Kunst sei auch, so Kurosaki, eine sehr gute Möglichkeit, ein neues Bewusstsein innerhalb einer Gesellschaft zu schaffen.

In den Händen von Elham Tajik ist das Malen eine eindeutige, universelle Sprache. Sie gibt Frauen und Männer überall auf der Welt die Chance, die Welt mit anderen Augen zu sehen.

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