Bericht von meiner Reise nach Afghanistan

22.09.2009

In Afghanistan gibt es seit 30 Jahren Krieg, der das Land vollkommen zerstört hat. Das fast vollkommene Fehlen einer Infrastruktur, kaum Spitäler und Schulen und das Fehlen einer ordnenden Verwaltung lässt kaum auf Besserung hoffen. Alle Hilfsgelder flossen in dunkle Kanäle, notwendige Investitionen wurden nicht getätigt. Die Folgen sind Krüppel, Waisen, Witwen, Obdachlose und Analphabeten. Wer immer an die Macht kam verfolgte eigene Interessen auf Kosten des Volkes. Vor allem mittelalterliche Ansichten und Konservativismus der Stammesführer, die die eigentlichen Herrscher des Landes sind, lässt sie das kaum fassbare Leid der Bevölkerung als normal sehen. Wenn nicht von außen nachhaltige Hilfe kommt ist zu erwarten, dass diese Situation noch für lange Zeit bestehen bleibt. Und so Afghanistan ein Unruheherd und Rekrutierungsland für Fundamentalismus bleiben wird.

Wie jedes Jahr flog ich im Juli 2009 nach Kabul, um meine Familie zu sehen und auch um mit dem Geld, was ich mit der Unterstützung von Freunden sammeln konnte in bescheidenem Rahmen, vor Ort zu helfen.

In den Straßen von Kabul bemerkte ich, dass es zwei Arten armer Leute gab. Die einen bettelten um Essen und Geld, meist alte Leute ohne Angehörige und die anderen Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren, die für sehr wenig Geld sehr hart arbeiteten. Die ganz kleinen wuschen Autos und putzten Schuhe, die etwas älteren schleppten schwere Säcke mit alten Kleidern oder Büchern, um sie zu verkaufen oder sie zogen schwere Verkaufsstände.

Ich fragte einen, ob er in die Schule gehe und was sein Vater den arbeite. Er meinte, dass sein Vater tot sei und er für seine Mutter und Schwester sorgen müsse und daher nicht in die Schule gehen könne, ich gab ihm etwas Geld.

Dann ein ca. 12 jähriger Junge versuchte vergeblich einen schweren, kaputten Karren, der umgekippt war, wieder aufzustellen. Ich half ihm und fragte ihn, ob er nicht in die Schule gehe und was sein Vater macht. Er sagte, dass er manchmal in die Schule gehe aber in erster Linie mit dieser Arbeit Geld für seine Familie und für seine Schule verdienen muss. Mir ging das sehr zu Herzen und ich gab ihm Geld für seine Familie und extra für Schulsachen.

So vergingen meine Tage auf den Straßen. Immer wenn ich Arme oder hart arbeitende sah, versuchte ich ihnen zu helfen.

Neben dem Haus, in dem ich wohnte, gab es auch viele arme Menschen.

Als ich eines Tages nach Hause ging, begegnete ich einem kahlköpfigen Jungen, der meine Schuhe putzen wollte.

Ich fragte nach seiner Geschichte. Er erzählte, dass sein Vater arbeitslos sei, und dass er wegen der Armut arbeiten müsse und daher die Schule abgebrochen hatte. Ich bot ihm an, Schulsachen für ihn zu kaufen, damit er wieder in die Schule gehen könne, doch er wollte nicht. Ich fragte ihn, ob er, wenn ich ihm genug Geld gebe, nach Hause gehen und lernen würde, was er gerne akzeptierte, also gab ich ihm genug Geld, damit er nach Hause gehen könne, mit dem Versprechen, dass er dafür lernen werde.

Mein Freund sah, dass ich dem Armen Jungen geholfen habe und erzählte mir von einer allein stehenden Witwe mit 8 Kindern, die von Haus zu Haus geht und für sehr wenig Geld Hausarbeit zu erledigen. Mein Freund erzählte mir, dass sie weinte während sie die Wäsche gewaschen hat. Als seine Frau fragte warum sie weine, erzählte sie, dass ihre Kinder seit Tagen nichts mehr zu Essen haben und hungrig zu Bett gehen müssen.

Als die Frau in den nächsten Tagen kam kaufte ich ihr einen Lebensmittelvorrat, der für ein paar Monate ausreichen sollte.

Als ich an eines Tages von Kabul nach Hause ging, beobachtete ich eine Gruppe von 6 Kindern, die in der Hitze Sandalen reparierten, Schuhe und Metall putzten. Ich bat alle 6 zu meinem Freund in den Hof und fragte die Kinder, warum sie nicht in der Schule sind und was ihre Väter arbeiten.

Alle gingen in die Schule bis auf die letzten Tage, da die Familien nicht genug Geld zum Essen hatten. 3 von ihnen hatten noch Väter, die als Lastenträger oder im Steinbruch arbeiteten. Ich gab den Jungs was zum Trinken und Geld. Alle versprachen mir wieder in die

Schule zu gehen.

Während meiner letzten Tage, besuchte ich arme Familien, denen ich schon bei meinen letzten Reisen geholfen hatte. Unter ihnen waren zwei zuckerkranke Frauen, die alleine lebten. Ich gab ihnen Geld für Medikamente und Essen.

An einem sehr heißen Tag sah aus dem Fenster. Es war niemand auf der Straße bis auf einen alten Mann, der mit einem Eimer herumging.

Ich fragte ihn was er arbeite und wie viele Kinder er habe.

Er erzählte, dass er Autos wasche um Geld für seine 7 Kinder aufzubringen. Er war sehr stolz, dass alle seine Kinder zur Schule gehen. Er habe kein eigenes zu Hause und müsse zur Miete wohnen, ist aber mit der Miete weit im Rückstand. Ich gab ihm Geld für die Miete und seinem Sohn gab ich auch noch extra Geld für Schulsachen.

Auch die Mädchenschule „Bibi Sarwari Sangari“ , unterstütze ich seit Jahren. Es fehlt an allem, es gibt kaum Sessel und Tische. Der Unterricht wird für viele Kinder sogar im Winter in Zelten abgehalten. Ich spendete Geld für Hefte und Bleistifte.

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