Meine Reise nach Griechenland

In den Medien habe ich einiges über die Situation der Flüchtlinge in Griechenland gelesen, insbesondere über den Brand auf der Insel Morina. Da ich kein Mensch bin, der bei Leid und Elend die Füße stillhalten kann, entschloss ich mich Hilfe vor Ort zu leisten, egal in welcher Größenordnung.

Ich habe andere afghanische Vereine in Athen kontaktiert und einige Informationen eingeholt, ehe ich einen Spendenaufruf gestartet habe, dem einige nachgekommen sind. Mir war schon vorher bewusst, dass die Lage der Flüchtlinge in Griechenland aufgrund der großen Anzahl an Asylsuchenden schlecht ist, die Situation war vor Ort leider sogar noch schlimmer.

Jeden Tag passieren über die türkische Grenze mehr und mehr Asylsuchende nach Griechenland. Die Menschen, wollen aber gar nicht in Griechenland bleiben, sondern weiter nach Deutschland, Schweden, England oder eben auch Österreich reisen, da Griechenland nicht einmal die eigene Bevölkerung richtig versorgen kann und kein Vorzeige Sozialstaat ist. Berichten zufolge sind die Flüchtlinge, solange sie sich im Asylverfahren befinden bei internationalen Organisation untergebracht, wo sie ein Taschengeld erhalten und eine Bleibe haben. Sobald sie aber Asyl erhalten, werden sie aussortiert, landen auf der Straße und beziehen kein Geld mehr. Daher sträuben sich auch viele Asyl in Griechenland zu erhalten. Aus diesem Grund lernen sie nicht die Sprache und wollen das Land so schnell wie möglich wieder verlassen.

Leider befinden sich unter den Schutzsuchenden auch einige kriminelle Schlepper und Menschen, die das Leid von insbesondere Frauen und Kindern missbrauchen. Die griechische Polizei versucht mit allen Mitteln die Kontrolle zu behalten, was aufgrund des Durcheinanders schwierig bis unmöglich ist.

Die größten Opfer dabei sind die Frauen und Kinder. Sie haben keinen Platz zum Schlafen und sind eine leichte Beute für pädophile und kriminelle Machenschaften, die sich am Leid anderer Menschen bereichern wollen. Einige Beispiele: Eine Frau hat erzählt, dass sie im Victoria Park lange Zeit unter freiem Himmel ausharren musste. Es hat immer wieder geschüttet, sodass sie sich Sonne gewünscht hat, nur damit ihre Kleider am Leib trocknen. Einige Männer sind mehrmals auf sie zugekommen und ihr angeboten zu ihnen nach Hause zu gehen. Natürlich nicht ohne Gegenleistung. Sie ist eine starke Frau und hat sämtliche Offerten abgelehnt, da ihr ihre Würde wichtiger ist.

Eine weitere Familie erzählte, dass ihnen dubiose Schlepper angeboten haben, sie nach Europa zu bringen, unter der Bedingung, dass nur ihre Frauen und Töchter mit ihnen auf eine Insel mitgehen und dort eine Woche verbringen. Aus Verzweiflung haben einige Familien zugestimmt. Die Frauen bzw. Mädchen wurden missbraucht, aus Angst, dass es publik wird und dadurch noch mehr an Ehre zu verlieren haben viele Flüchtlinge geschwiegen. Mir wurde es nur im Vertrauen erzählt. Die Frauen und Mädchen verlieren ihr Gesicht. Einige Familien haben sich sogar von den Frauen bzw. Töchtern getrennt, nachdem sie erfuhren, dass diese missbraucht wurden. Diese leben dann isoliert auf der Straße und sind eine noch leichtere Beute für Vergewaltiger.

Auch wurde berichtet, dass die Schlepper eine Vorauszahlung in der Höhe von EUR 4.000,00 verlangen, um die Familie weiter in andere Länder zu bringen und dann einfach, ohne Grund sagen, dass die Weiterfahrt nicht geklappt hat. Das Geld wird dann natürlich nicht erstattet.

Was mich besonders irritierte war die Aussage einiger Frauen, dass sie früher einen Platz hatten und monatlich EUR 150,00 bis EUR 200,00 erhielten. Danach erhielten sie Asyl und haben seither keine Herberge und Einkommen um sich eine Wohnung mieten zu können, Arzt zu besuchen, Kleider zu kaufen, geschweige denn eine Bildung zu erhalten.

Es fehlt an notwendigsten Hygieneartikel, insbesondre Milch und Windeln für Kleinkinder.

Das alles kann ich sagen, nachdem ich in Athen am Victoria Park war, wo die Lage angeblich viel besser als auf Lesbos und Morina ist.

Leider war es mir aus folgenden Gründen nicht möglich nach Lesbos oder Morina zu reisen:

  • Es herrschen dort schlimme zustände und tausende Menschen warten auf Spenden. Da würde ich alleine nicht standhalten können
  • Scharfe Kontrollen der Regierung
  • Sicherheit und Corona
  • Wenig Zeit
  • Geringe finanzielle Mittel um eine Reise ermöglichen und rechtfertigen zu können

Ablauf

Durch Kontaktmänner bin ich auf die Organisation Living Hope Training Center gestoßen. Nachdem ich meine Intention erklärt habe, gingen wir für die Spendenaktion einkaufen. Natürlich wurden sämtliche Corona Auflagen beachtet. Danach haben wir mehrere Spendensackerl aufgestellt.

Im Victoria Park habe ich persönlich mit den leidtragenden Menschen, insbesondere Frauen und Kindern Gespräche geführt und die Spenden übergeben. Auch hier wurden die Corona Auflagen beachtet. An 55 Familien haben wir Lebensmittelvorrat, sowie Hygieneartikel verteilt. An Familien mit Kleinkindern und Babys haben wir zusätzlich Windeln verteilt.

Bei der Auswahl der Lebensmittel mussten wir genau Acht geben, was verteilt wird, da viele Frauen keine Möglichkeit hatten etwas zu kochen. Einige Flüchtlinge hatten sich zusammengetan und eine kleine Wohnung angemietet. Hier konnten wir Nahrungsmittel verteilen, die aufbewahrt und später gekocht werden konnten.

5 verschiedenen Frauen, deren Situation sehr elendig war, habe ich eine Wohnung gefunden, angemietet und zwei Monatsmieten im Voraus bezahlt. Sie waren in einer prekären Lage und es war besser für sie, als auf der Straße zu bleiben. Leider konnte ich aber aus budgetären Gründen auch nicht mehr helfen.

Hilfe die Notwendig ist:

Wenn man wirklich den Flüchtlingen in Griechenland VOR ORT helfen möchte, dann muss man in Athen, auf Lesbos und Morina richtige Flüchtlingsheime organisieren. Die Flüchtlinge sollten dort während des Asylverfahrens leben und sich für das Leben in Griechenland vorbereiten können (Sprache, Gesetze, Kultur, etc. lernen), sowie durch einfache Arbeiten zu beschäftigen. Nach positiven Asylverfahren, sollte es möglich sein, maximal ein Jahr ihnen bei der Suche nach einer Wohnung im Asylheim weiterzuhelfen.

Das ist die einzige Alternative, wenn man nicht alle Flüchtlinge über ganz Europa verteilen kann.

Unser Verein steht bei der Umsetzung gerne zur Verfügung. 80% der Flüchtlinge in Griechenland sind Afghanen. Wir sind gut vernetzt und können, als österreichisch-afghanischer Kulturverein, wenn wir die finanziellen Mittel hätten, sowohl in Athen, auf Lesbos und auf Morina solche Heime organisieren.

 

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